Die Therapie von Brustkrebs
Womit kann ich bei der Diagnose „Brustkrebs“ rechnen?
Diese Frage stellt sich vermutlich jeder, der gerade die Diagnose "Brustkrebs" erhalten hat. Es ist sehr unterschiedlich, wie viel die Ärzte von Anfang an erklären, denn sie haben tagtäglich damit zu tun.
Deshalb möchte ich dir hier möglichst genau erklären, was in der Regel auf dich zukommt, wenn du an Brustkrebs erkrankt bist.
Bei der Brustkrebstherapie gibt es 3 grundlegende Bausteine der Therapie:
Alles zusammen dauert somit in der Regel ein halbes bis dreiviertel Jahr.
Außerdem gibt es – je nach Tumorart – bestimmte Medikamente (Antihormone, Antikörper, Infusionen, Bisphosphonate...), die man mehrere Jahre nehmen muss.
Deshalb möchte ich dir hier möglichst genau erklären, was in der Regel auf dich zukommt, wenn du an Brustkrebs erkrankt bist.
Bei der Brustkrebstherapie gibt es 3 grundlegende Bausteine der Therapie:
- Operation (vor oder nach der Chemotherapie in einem Abstand von ca. 3 Wochen)
- Chemotherapie (je nach Medikamenten, Zusammensetzung und Abstand ca. 3-5 Monate)
- Strahlentherapie (ca. 6 Wochen von montags bis freitags)
Alles zusammen dauert somit in der Regel ein halbes bis dreiviertel Jahr.
Außerdem gibt es – je nach Tumorart – bestimmte Medikamente (Antihormone, Antikörper, Infusionen, Bisphosphonate...), die man mehrere Jahre nehmen muss.
Der Ablauf von der Diagnosestellung bis zur Nachsorge
Allerdings gibt es noch viele andere Untersuchungen und Termine, die in dieser Zeit auf deiner to-do-Liste stehen. Ich versuche an dieser Stelle möglichst genau den Ablauf von dem ersten Verdacht, über die Diagnose bis hin zur Nachsorge aufzulisten, wie er in der Regel bei nicht-metastasiertem Brustkrebs gehandhabt wird.
- Besuch beim Arzt (wegen Vorsorge, Mammographie oder eigenem Verdacht) à Abtasten der Brust, bildgebende Verfahren (Ultraschall/Mammographie)
- Verdacht: Wenn ein konkreter Verdacht besteht, wird häufig voreilig der Tumor herausoperiert. Das sollte NICHT gemacht werden, da man sich so teilweise wichtige Behandlungsschritte verbaut. Sinnvoller ist an dieser Stelle eine Stanzbiopsie des Tumorgewebes. Hier wird mit einer Hochgeschwindigkeitsstanznadel Gewebe aus dem Tumor gestanzt und dann in der Pathologie untersucht.
- Tag der Diagnose: Aufgrund des pathologischen Befundes kann eine genaue Diagnose gestellt und die Therapie geplant werden.
- (OP): Die Operation der Brust findet entweder VOR oder NACH der Chemotherapie statt (sollte es eine geben). Wenn sie NACH der Chemo geplant ist, dann spricht man von einer neoadjuvanten Chemotherapie. Die Chemo hat in diesem Fall die Aufgabe, den Tumor erst einmal zu schrumpfen und zu zeigen, ob der Tumor überhaupt auf die Medikamente reagiert. Es ist komisch, noch so lange einen Tumor in sich zu tragen, aber so kann 1. eine brusterhaltende Operation erzielt werden, falls der Tumor vorher zu groß sein sollte, und 2. geprüft, ob die "richtigen" Medikamente gegeben werden.
- Staging: Dein Körper sollte nun möglichst gründlich (mindestens mit CT und Knochenszintigraphie) auf Fernmetastasen untersucht werden. Hierzu wird Kontrastmittel gespritzt. Auch wird (unter anderem Mithilfe der pathologischen Befunde) geschaut, wie groß der Tumor ist, wie schnell er wächst, welche Struktur er hat usw. Hierzu nötig ist dann in der Regel auch die sogenannte Wächterlymphknoten-OP. Der Wächterlymphknoten ist der Lymphknoten (in der Achsel der betroffenen Seite), der am nächsten am Tumor liegt und somit als erster mögliche streuende Tumorzellen auffängt. Wenn er also entnommen und untersucht wird, kann überprüft werden, ob der Tumor bereits gestreut hat. Je nachdem ist dann zum Beispiel eine Chemotherapie besonders oder weniger sinnvoll. Diese OP wird oft zusammen mit der folgenden Port-OP gemacht.
- Port-OP: Da die Chemomedikamente sehr aggressiv sind und nicht einfach durch die dünnen Venen am Arm laufen sollten, wird in der Regel ein sogenannter „Port“ gelegt. Diesen kann man sich wie ein rundes Kästchen mit einer einstechbaren Membran vorstellen. Hieran ist ein Schlau mit der oberen Hohlvene des Herzes verbunden. Es muss also nicht immer erst eine vernünftige Vene gesucht werden, sondern direkt in den Port gestochen werden. Die aggressiven Medikamente werden so direkt vom Herzen im gesamten Körper verteilt und „verdünnt“. Außerdem kann über den Port Blut abgenommen werden. Sieh den Port als deinen Begleiter, Freund und Unterstützer. Viele Patientinnen geben ihrem Port sogar einen Namen :) Diese OP kann sowohl unter Vollnarkose, als auch unter örtlicher Betäubung stattfinden. Du solltest zusammen mit deinem Arzt überlegen, ob es sinnvoll ist, dir in kürzester Zeit so viele Narkosen zuzumuten. Ich habe die OP deshalb unter örtlicher Betäubung machen lassen und fand diese Entscheidung richtig. Die OP dauert in der Regel auch nur eine halbe Stunde.
- Stell dir die Frage, ob du noch(mal) Mutter werden möchtest! Denn die Chemotherapie kann die Eizellen so sehr angreifen, dass sie danach nie wieder funktionsfähig sind. In diesem Fall gibt es zwei Möglichkeiten:
- Eizellen einfrieren (hierbei muss die Eizellenreifung erst 2 Wochen lang hormonell stimuliert werden)
- Eierstockgewebe einfrieren Erkundige dich am besten bei fertiprotect (fertiprotekt.com/) oder frage direkt deinen Arzt, ob er dich weiter leiten kann. Leider übernehmen die Krankenkassen die Kosten in der Regel nicht... somit kann man für das Einfrieren ca. 300€ und die Lagerung pro Jahr weitere jeweils 300€ einrechnen. Auch muss das Gewebe erstmal irgendwie transportiert werden. Natürlich ist das – gerade für junge Menschen – echt kein günstiger Spaß. Vielleicht kannst du einfach mal bei der Krankenkasse nachfragen. Ansonsten solltest du dir überlegen, ob du im Notfall vielleicht auch mit einer Adoption klar kämst und ob du dir später Vorwürfe machen würdest, wenn du kein Gewebe einfrieren lässt. Ich habe zum Glück die finanzielle Unterstützung meiner Eltern, die mir das Einfrieren und die Lagerung ermöglicht haben. Falls du dich dazu entschließt, dein Gewebe einfrieren zu lassen, wird es dir in der Regel in einer minimalinvasiven OP mit Hilfe einer Bauspiegelung entnommen. Ich habe von dieser OP nur noch 3 winzige Narben, die von meinem Unterhöschen verdeckt werden :)
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- Verhütung: Überlege dir (und spreche mit deinem Arzt darüber), wie du in Zukunft verhüten möchtest! Wenn du beispielsweise einen hormonrezeptorpositiven Tumor hast, würde die Anti-Babypille mit ihren Hormonen diesen Tumor nur noch zusätzlich „füttern“! Deshalb wird in diesem Fall meistens eine Kupferspirale gesetzt. Am sichersten ist natürlich Enthaltsamkeit, aber das macht ja eher nicht glücklich. Wichtig ist nur, dass du besser zusätzlich mit Kondom verhütest, denn (auch während einer Chemotherapie) kann es zu Schwangerschaften kommen und das wäre in dieser Zeit – sowohl für das Baby, als auch für dich – fatal!
- Besuch verschiedener Ärzte: Wichtig ist, dass du – falls du vor einer Chemotherapie stehst – am besten nochmal deinen Zahnarzt, deine Gynäkologin und weitere wichtige Ärzte (je nach deiner Krankheitsgeschichte) aufsuchst. Auch sollte vor der ersten Chemo dein Herz gründlich untersucht werden, da es in der kommenden Zeit viel auszuhalten hat.
- JETZT KANN ES LOS GEHEN
- Die erste Chemotherapie: Die erste Chemotherapie ist aufregend und kann Angst machen. Das ist ja auch verständlich, denn man weiß nicht genau, was auf einen zukommt. Das Beste, was man deshalb machen kann, ist es einfach auf einen zukommen zu lassen, sich aber vorher etwas "vorzubereiten". Deshalb hier meine Tipps:
- Lockere, weite, bequeme Kleidung anziehen, damit man sich wohl fühlt und die Schwestern gut an den Port kommen, um ihn anzustechen.
- Frage in deinem Krankenhaus/der Onkologie/Chemoambulanz nach, ob es dort Emla-Pflaster gibt, oder besorge dir selbst in der Apotheke Emla-Salbe (ist günstiger als die Pflaster). Emla betäubt die Haut und wenn du es mindestens eine viertel bis halbe Stunde vor dem Anstechen auf den Port machst, tut es kaum weh. Manche empfinden das Anstechen ohne Betäubung als schmerzhaft, ich persönlich fand es nicht schlimm. Aber bei der ersten Chemo/beim ersten Anstechen ist es vielleicht keine schlechte Idee.
- Pack dir dein "Wohlfühl-Täschchen" mit Trinken, Essen oder Knabberzeug, Buch, Musik etc. Denn die Chemo dauert je nach Medikament und Zusammensetzung ein paar Stunden. Besonders am Tag der Chemo, aber natürlich auch an den Tagen dazwischen, ist es wichtig, seeeeehr viel zu trinken, um die Medikamente aus den Nieren zu spülen. Deswegen nimm dir am Besten was mit, was dir schmeckt, aber nicht zuuu süß ist oder zu viel Kohlensäure hat.
- Frühstücke vor der Chemo ganz normal (aber nicht zu viel, zu fettig oder Ähnliches).
- Iss am Chemotag etwas, was dir schmeckt, aber nicht unbedingt dein Lieblingsgericht, denn oft passiert es, dass man Nahrungsmittel vom Chemotag später nicht mehr mag (so war es bei mir mit gekochter Paprika. Iiiiihgitt!)
- Kläre vorher ab, wie du hin und zurück kommst (Familie, Freunde oder Taxi). Denn in der Regel darfst du am Chemotag nicht selbst fahren!
- Frag deine Ärzte oder Schwestern, wie du dich möglicherweise vorbereiten kannst.
- "Warte" nicht auf irgendwelche Nebenwirkungen!!! Die meisten Patienten legen sich nach der Chemo grundsätzlich ein bisschen schlafen, um dieses Warten zu überbrücken.
- Einbruch des Immunsystems (ACHTUNG!)
Gerade zu Beginn der Chemo sind der Körper und das Immunsystem oft überfordert, weil sie einfach mit dem "Gift" überrumpelt werden. Deshalb ist es gerade in dieser Zeit wichtig, auf sich zu achten! Ich persönlich war nämlich so dumm, und bin ein paar Tage nach meiner ersten Chemo ins Fitnessstudio gegangen. Es ging mir halt gut. Aber dann kam es: Eine fette Mandelentzündung mit Fieber. Ich musste ins Krankenhaus und mit Antibiotika und Infusionen vollgebombt werden, nur, weil ich meinem Körper zu viel zugemutet hatte.
- Haarausfall: Der Haarausfall macht vielen Frauen zu schaffen. Das ist ja auch klar und ganz verständlich. Bei den meisten Frauen beginnt er ca. 12-14 Tage nach der ersten Chemo. Erst sind es einzelne Haare, die du plötzlich in der Bürste, auf deiner Kleidung oder dem Kopfkissen findest. Doch schon balld, meist innerhalb weniger Tage, kannst du dir ganze Strähnen "herausziehen". Du merkst dann keinen Widerstand mehr, denn die Haarwurzeln haben keine Kraft mehr, die Haare zu halten. Tu dir selbst den Gefallen und mach das Beste daraus: Schneid dir eine lustige Frisur, ruf deine Freundinnen beisammen, macht einen lustigen, schönen Moment daraus, wenn du dich von deinen Haaren verabschieden musst. Macht Fotos oder Videos, über die ihr später lachen könnt. Nur tu dir selbst den Gefallen, und warte nicht darauf, dass jedes einzelne Haar selbst vom Kopf fällt. Das ist schlimmer und schwieriger, als wenn du einmal radikal alles abschneidest oder am besten auf wenige Millimeter (nicht direkt Glatze, da es sonst oft zu Pickelchen auf der Kopfhaut kommt) rasierst. Oft fallen die Haare auch sehr ungleichmäßig aus. Und mal ehrlich: Möchtest du aussehen, wie ein gerupfter Vogel??? Ich denke nicht ;)
- Dazu gehört auch: Kümmere dich früh genug um Perücke (zum Teil von der Krankenkasse bezahlt)/Mütze/Tücher. Teste einfach aus, was dir am meisten zusagt.
- Die Augenbrauen und Wimpern fallen in der Regel leider auch aus, jedoch meist erst zu einem späteren Zeitpunkt. Bei mir und bei vielen anderen Betroffenen ist dies z.B. erst nach der letzten Chemo so richtig eingetreten. Aber auch hier gilt: Vorbereitung ist goldwert. Versuche, solange die Augenbrauen noch da sind, zu üben, wie man sie am besten nachmalt. Wenn du dich ohne Wimpern nicht wohl fühlst, dann besorge dir künstliche Wimpern. Ich persönlich habe aber einfach immer einen Lidstrich gemacht.
- Kontrolluntersuchungen: Während der Chemotherapie werden in der Regel regelmäßig Kontrolluntersuchungen (Ultraschall von der/den Brüsten, Herzuntersuchungen, Blutuntersuchungen) gemacht, um den Körper und die Auswirkungen der Therapie im Auge zu behalten. Mit einem regelmäßigen Ultraschall der Brust kann man außerdem schauen, wie gut der Tumor auf die Therapie anspringt (wenn er nicht bereits vorher herausoperiert wurde). Das ist meistens eine schöne Motivation, wenn man sieht, dass man die Therapie nicht "umsonst" über sich ergehen lässt. Mein Tumor beispielsweise war bereits nach 2 Wochen um einen halben Zentimeter geschrumpft.
- Für zwischendurch: Schwerbehindertenausweis beantragen (am besten mit dem Sozialdienst in deinem behandelnden Krankenhaus)
- BRCA-Gentest (falls Vermutung auf genbedingten Brustkrebs): Den Gentest auf erblichen Brust- und Eierstockkrebs und andere Brustkrebsgene solltest du machen lassen, falls eine Vermutung besteht, dass dein Tumor genbedingt ist (z.B. wenn die Krankheit in der Familie liegt, du sehr früh erkrankst etc.). In bestimmten Fällen übernimmt die Krankenkasse die Kosten. Du solltest diesen Test wenn VOR der OP machen lassen, denn bei positiven Test entscheiden sich die meisten Frauen, sich die Brust komplett abnehmen zu lassen (Mastektomie), weil in diesem Fall ein lebenslanges erhöhtes Rückfallrisiko besteht.
(Infos hier: www.brca-netzwerk.de/) - Operation der Brust: Die OP der Brust findet entweder VOR oder NACH der Chemo statt, im Abstand von ca. 3 Wochen (siehe oben). Sie kann brusterhaltend oder eben nicht brusterhaltend (= Mastektomie) erfolgen, je nachdem, wo dein Tumor liegt, wie viel noch von ihm übrig ist, wie viele Tumore es gibt, usw. Es ist also heutzutage nicht mehr so, dass bei Brustkrebs grundsätzlich die Brust amputiert werden muss. Am besten kann dir das aber dein Arzt erklären.
- Besprechung mit dem Strahlenarzt:
- Sich um die AHB (= Anschlussheilbehandlung) kümmern
- In die AHB fahren
- Nachsorge