Es ist jetzt schon nach 0 Uhr, aber gestern vor einem Jahr, am 22.12.2016 bekam ich meine Diagnose. Deswegen war gestern ein komischer Tag. Mit einem komischen Gefühl in der Magengegend.
Denn seit diesem Tag hat sich einfach alles geändert. Mein Leben wurde auf den Kopf gestellt. Mein Körper und meine Seele mussten im vergangenen Jahr so Vieles über sich ergehen lassen. Ich musste mit Angst, Verzicht, Kraftlosigkeit und Unsicherheit zurechtkommen. Ich musste mit Schmerzen und Narben zurechtkommen. Und ich musste mit 9mal Chemotherapie, mehreren Operationen und mehreren Wochen Bestrahlungen zurechtkommen. Trotzdem bin ich irgendwie gar nicht so traurig, wie ich es erwartet hatte, heute, am Jahrestag meiner Diagnose. Und ich denke, ich weiß, woran das liegt. Ich denke, dass ich im vergangenen Jahr so sehr gewachsen bin, dass ich so viel stärker und mutiger geworden bin, als ich es vorher war. Und vor allem habe ich gelernt, das Leben viel mehr wertzuschätzen. Denn jeder Moment ist kostbar. Jeder Tag sollte die Chance haben, der beste in meinem Leben zu werden. Kleine, scheinbar unwichtige Dinge, erscheinen mir jetzt viel wervoller. Ich freue mich über meine Haare, die wieder wachsen, über jede Party, auf der ich tanzen kann, über den Spaziergang mit meinem Hund, ohne dass ich alle paar Schritte Pause machen muss, weil ich keine Luft mehr bekomme. Ich versuche in allem das Positive zu sehen: Dass ich mich zum Beispiel während meiner Chemotherapie nicht an gewissen Körperstellen rasieren musste. Ist so. Und ich glaube, darin liegt sogar der Sinn des Lebens, über den ich zugegebenermaßen (danke Deutsch- und Kunst-Studium) oftmals nachgedacht hatte: Nämlich darin, jeden Tag und jeden Moment so wertzuschätzen und zu lieben, wie es nur möglich ist. Und dass man das Beste daraus macht und sich trotzdem die Schönheit des Lebens vor Augen ruft, wenn es mal dunklere Zeiten gibt. Janine
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Ich bin Janine, 25 Jahre alt und erzähle dir hier meine Brustkrebs-Geschichte: Die Geschichte über "Sauron" und mich. Archiv
März 2018
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